„Reparation – Inflation – Explosion“ ist der Untertitel des vom Heimat- und Geschichtsverein Lützelbach jährlich aufgelegten „Büchelsche“. Es erscheint in diesem Jahr wieder zum Jahresende, umfasst 68 Seiten und ist im örtlichen Buchhandel und direkt beim Verein unter hgv@ourewald.de zum Preis von 5 Euro erhältlich. Weitere Informationen unter www.hgv-luetzelbach.de
Pandemiebedingt konnten die Texte aus dem Centralanzeiger für den Odenwald wieder nicht den Besuchern des normalerweise in zweimonatigem Rhythmus stattfindenden Odenwald-Forums vorgestellt werden. Aber die Mitglieder des Vorstandes waren auch in diesem Jahr wieder im Hintergrund tätig, arbeiteten weiter an den Vereinsräumen im Rimhorner Hofhaus und Heidi Banse durchforstete den alten Zeitungsband aus dem Jahr 1921 und stellte Wichtiges und Kurioses von vor 100 Jahren für ihre Leser zusammen.
Wieder gibt es zwischen 1921 und 2021 viele Parallelen, und doch geht es uns um vieles besser als der Bevölkerung vor hundert Jahren, nach den gerade überstandenen Kriegs- und Hungerjahren.
Im Januar wurden wieder „mit Rücksicht auf den Ernst und die Not der Zeit … alle karnevalistischer Veranstaltungen“ abgesagt. Es wird vor Werbern für die französische Fremdenlegion gewarnt,
Im März beschließt der Gemeinderat den Erbacher Wiesenmarkt nach jahrelanger Pause wieder stattfinden zu lassen. Kurz nach dem letzten Markt im Jahre 1914 „strömte die Blüte unserer Odenwälder Männerwelt zusammen, um von hier aus hinauszuziehen in den blutigen Streit.“
Im April wird die Abhaltung einer Ziegenschau in Michelstadt beschlossen um der „außerordentlicher Milchknappheit für die Bevölkerung“ entgegenzuwirken, da die Ziegenzucht „durch den Krieg, besonders durch die verheerende Seuche der letzten Jahre und die Ablieferung an die Entente großen Schaden erlitten“ hat.
Im Mai wird von dem Ruin der deutschen Presse berichtet: als Folge der Papierpreis-Erhöhung und der anhaltenden Teuerung seien im April 80 Zeitungen eingegangen. Weiter wird über Autorasereien berichtet, einer Menschenjagd auf unschuldige Passanten. Wegen der Entwertung des Geldes wird zu einer Anpassung der Versicherungssumme für Häuser und Baulichkeiten geraten um einer Unterversicherung im Schadensfall vorzubeugen.
Im Juni findet in Beerfelden wieder der Große Beerfelder Pferde- Fohlen- und Zuchtviehmarkt“ statt. Anfang Juni wird von schwerem Gewitterregen berichtet. „Das in der Talsohle sich ansammelnde Wasser schwoll sehr rasch stromartig an, sodaß in den am Bache gelegenen Häusern nur durch schnelles Zugreifen die Rettung des Viehes aus den Ställen gelang. Fast alle Holzbrücken wurden vom Wasser hinweg gerissen und Steinbrücken stark demoliert.“ In Erbach kam es zu einem Großbrand im Sägewerk und der Zimmerwerkstatt von Wilhelm Engelhardt.
Im Juli und August wird wieder von mehreren Bränden berichtet, u. a. wird aus Ober-Mossau ein Waldbrand gemeldet, bei dem die vollständig verkohlte Leiche eines 60-jährigen Mannes gefunden wurde. Wir hören auch über einen gut besuchten Erbacher Wiesenmarkt mit dem Nachsatz: „Hoffentlich sind im nächsten Jahr die Verhältnisse noch so, dass wir unseren „Eulbacher Markt“ wieder feiern können.“
Im September werden in Fränkisch-Crumbach Notgeldgutscheine gedruckt. Abgebildet sind darauf die Dorfkirche und die Ruine Rodenstein. Künstlerisch gestaltet wurden die Scheine
von dem Frankfurter Künstler Carlos Tips. Die Vorlagen sind auf den Umschlagseiten des neuen „Büchelsche“ abgedruckt zu sehen. Weitere Berichte beschäftigen sich mit dem katastrophalen Absturz der Deutschen Währung und dem schrecklichen Explosionsunglück in Oppau-Ludwigshafen.
Im Oktober wird vom Verdienst einzelner Landwirte beim Apfelverkauf berichtet, der in die Hunderttausende gehen soll.
Im November geht der Sturz der Mark weiter.
Im Dezember wird vom Kreistag einer baulichen Erweiterung des Kreiskrankenhauses zugestimmt im Rahmen von ca. 700.000 Mark. Ende des Monats greift die Grippe in den Odenwaldorten um sich.
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